Besuch beim Orgelbauer Metzler
Ein Text von Kantor Arne Hatje.
Es war 1988, ich war als junger Chorsänger in die Kantorei St. Jacobi in Hamburg gerade aufgenommen worden und schon ging es auf Konzertreise nach Israel. Wir haben dort alle bedeutenden Stätten der Christenheit besucht, an vielen Stellen auch Konzerte gesungen, Kontakte zu den Menschen geknüpft, die dort leben, Gespräche geführt über Musik, das Judentum, die Gegenwart, die Zukunft, über die Bibel und ihre Historie, ihre Bedeutung, aber auch über eine ganz andere, viel jüngere Vergangenheit...
All das waren und sind für mich unvergessene Momente. Gerade die Aufenthalte am See Genezareth und an kleineren und größeren Orten waren berührend. Bethlehem, Jerusalem, Tel Aviv, Jaffa, Akko. Nie war biblische Geschichte und Historie näher als in diesen Tagen. Ich habe mir vorgestellt, wie sich all die uns in der Bibel überlieferten Geschichten hier wirklich vor Ort zugetragen haben mögen.
Musik ist für mich untrennbar mit diesen Bildern verbunden. Die Worte des Evangelisten im Ohr, so wie sie Johann Sebastian Bach so genial in seiner Johannespassion vertont hat: „Jesus ging über den Bach Kidron, da war ein Garten, darein ging Jesus mit seinen Jüngern.“ Das Gefühl, vielleicht auch genau an dieser Stelle oder in der Nähe davon zu stehen und den Blick über das Kidrontal schweifen zu lassen, an dem Punkt zu sein, an dem all das vor langer Zeit begann, war so stark. Schweiz, Dietikon, nachmittags. Ich stehe in dieser merkwürdig sterilen Stadt vor einem blassgrünen, mehrstöckigen Haus, des- sen Alter für mich schwer zu schätzen ist. Die einfach-hölzernen, weißen Sprossenfenster vermitteln den Charme einer alten Produktionsstätte der fünfziger Jahre. Es wirkt aus der Zeit gefallen - nichts scheint in den letzten 40 Jahren renoviert worden zu sein. Aber alles ist heil, sauber, gepflegt.