Kirchen entdeckt man nicht gut durch einen Nebeneingang. Meistens aber kann man Kirchen nur durch die kleinen Portale an der Seite betreten.
Dann begebe ich mich ganz schnell zum Haupteingang der Kirche und stelle mich so hin, als ob ich durch ihn diese Kirche betreten hätte. Denn nur so kann ich den Raum erfassen, so, wie ihn diejenigen gemeint haben, die diesen Raum erträumt, geplant, gebaut, dekoriert, ausgestattet, über die Jahre und Jahrhunderte verändert haben. Oft ist da ein Mittelgang, der direkt zum Altar führt, mein Blick wandert hinauf zum Kreuz, zu den Fenstern, mal schlicht, mal bunt, mal scheint die Sonne hindurch und hüllt alles in ein warmes Licht. Mich fasziniert dieser erste Blick jedes Mal.
Genauso wie die Bänke. Wer mag in all den Jahren, seit diese Kirche steht, hier schon gesessen haben. Mit all seinen Sorgen, Hoffnungen, singend, betend, mal beglückt, mal gelangweilt, mal bestürzt von der Predigt. Über all die Jahre und Jahrhunderte hat sich viel geändert, auch die Ansichten der Menschen.
Die Kanzel jedoch steht immer noch an ihrem Ort, so wie das Taufbecken, Zeuge vieler Feiern am Anfang des Lebens; der Altarraum, dort, wo unzählige Konfirmandinnen und Konfirmanden und auch Brautpaare gekniet haben, aber auch der Ort, wo ein Sarg aufgestellt vom Ende des Lebens kündet. Ein Kirchenraum, das ist immer auch ein Zeuge des Lebens, des Lebens der Menschen der Vergangenheit, aber auch unseres Lebens heute.
Jutta Tloka (Vikarin)
Wir wünschen Ihnen einen gesegneten Mittwoch!