Neujahrsbotschaft des Superintendenten

Nachricht Osnabrück, 01. Januar 2023

Neujahrsbotschaft des Superintendenten Dr. Joachim Jeska

Solidarität und Frieden in Friedloser Zeit

Liebe Menschen in Stadt und Landkreis Osnabrück,

das hinter uns liegende Jahr haben wir allgemein als schlimmes Jahr wahrgenommen: Abklingende, aber nach wie vor weitverbreitete Corona-Infektionen, die Sorge um das Weltklima und der Krieg in der Ukraine und seine Folgen beschäftigen uns alle. Wir hoffen, dass das nächste Jahr positiver ausfällt und zumindest der Krieg und die Pandemie abklingen und schließlich enden, wenngleich aktuelle Umfragen zeigen, dass die Mehrheit kein Ende des Krieges im Jahr 2023 erwartet.

Unser übereinstimmender Wunsch, mit dem wir in das neue Jahr gehen, ist der nach weltweitem Frieden. Für uns in Stadt und Land Osnabrück wird 2023 ein Jahr der besonderen Beschäftigung mit diesem Begriff werden – wir begehen den 375-sten Jahrestag des Westfälischen Friedens, der das Ende des 30-jährigen Krieges bedeutete. Ich bin sicher, dass die Befassung mit diesem Jahrestag und die damit verbundenen, vielfältigen Aktivitäten ein Forum bieten werden, über Möglichkeiten der Konflikteinschränkung und gegenseitigen Annäherung nachzudenken, die den Boden für Waffenstillstand oder gar Friedensverhandlungen bilden könnten. Dafür wird ein langer Atem notwendig sein, doch auch die Vorarbeiten zum Westfälischen Frieden begannen 1643 und haben fünf Jahre gedauert. Aber weil jede bedeutsame Maßnahme mit dem ersten Schritt beginnt, wird es höchste Zeit, dass hierzu im kommenden Jahr ein Anfang gemacht wird.

Die Grundlage für die Beschäftigung mit der Friedenssicherung ist also vorhanden, und das nicht nur aufgrund eines zufällig auf das nächste Jahr fallenden Jubiläums. Für uns als Christen gilt, dass unser Glaube uns von der Angststarre befreit und wir unsere Welt in der Hand Gottes wissen. Diese Gewissheit nimmt uns einerseits eine große Last, fordert uns andererseits jedoch auch heraus, denn wir haben es in der Hand, aktiv zu werden und für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzustehen. Der Glaube an die Worte Jesu Christi lässt uns an der Seite von Flüchtlingen stehen, die sich in ihrer Not auf das Mittelmeer wagen oder an anderen Außengrenzen der Europäischen Union entgegen den Bestimmungen des Europäischen Migrations- und Asylpaketes abgewiesen werden. Und wir sind an der Seite der gut eine Million ukrainischer Flüchtlinge, die in Deutschland Aufnahme gefunden haben, davon rund 109.000 allein in Niedersachsen. All diese Gesten der Solidarität mit Schwächeren machen mir Mut, denn sie zeigen, dass unser zutiefst menschliches Gefühl der Hilfe für die Bedürftigen nicht nur in schönen Büchern und Gedichten Ausdruck findet, sondern in der alltäglichen Wirklichkeit Teil unserer gesellschaftlichen DNA ist. Auf diesem Fundament können wir aufbauen und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft stärken. Indem wir uns des gemeinsamen Auftrages der Hilfe für den Nächsten vergewissern, kann es uns gelingen, die Gräben unserer Gesellschaft zu überwinden. Das täte uns gut, so kämen wir miteinander ins Gespräch, könnten uns ohne Redeverbote zuhören und unsere Argumente austauschen und besser verstehen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dies in seiner Weihnachtsansprache ähnlich ausgedrückt, indem er an die Zuversicht appellierte, die wir ins neue Jahr mitnehmen und die unsere Verbindung stärken möge.

Dazu kann und muss unsere evangelisch-lutherische Kirche einen wertvollen Beitrag leisten. Denn der gemeinsame Einsatz für Frieden ist viel mehr als die Beendigung von Kampfhandlungen und ein Waffenstillstand. Es geht um die Sicherung und Durchsetzung der Menschenrechte – und in diesen Tagen besonders der Rechte von Frauen. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Frauen im Iran wegen der Art ihrer Kopfbedeckung verhaftet, misshandelt und getötet oder in Afghanistan systematisch diskriminiert und von Bildung ausgeschlossen werden. Es ist unsere Überzeugung als protestantische Kirche, dass die Rechte von Frauen unantastbar sind und allen Menschen der Zugang von Bildung zukommen muss. Bereits Martin Luther hat vor 500 Jahren genau darauf sein Augenmerk gerichtet und sich stark gemacht für die Bildung von Frauen.

Es sind große Herausforderungen, vor denen wir stehen. Aber auch Chancen: Unsere Kirche kann an entscheidenden Stellen einen Beitrag leisten. Wir müssen Brücken bauen, bedingungslos für ein friedliches Zusammenleben einstehen und Überzeugungsarbeit leisten – auch dann, wenn sie unbequem ist und uns selbst fordert. Vertrauen wir dabei auf die Überzeugungskraft unseres christlichen Glaubens in Verbindung mit unserem Handeln!

Ich wünsche Ihnen ein friedliches und gesegnetes neues Jahr.

Herzlichst Ihr
Dr. Joachim Jeska
Superintendent im Evangelischen-lutherischen Kirchenkreis Osnabrück

Kirchenkreis Osnabrück

Der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Osnabrück gehört mit seinen 18 Gemeinden mit insgesamt 53.670 Gemeindegliedern (Stand 01.01.2022) zum Sprengel Osnabrückder Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Internetseite des Kirchenkreis Osnabrück

375 Jahre Westfälischer Friede

Die Stadt Osnabrück und die Stadt Münster feiern 375 Jahre "Westfälischer Friede". Grafik: © Stadt Osnabrück

Dieses Zeichen wird im kommenden Jahr überall zu sehen sein: Das Rathaus, eine aufsteigende Taube und die Zahlen 375 und 2023 bilden zusammen das Logo für das „Jubiläum 375 Jahre Westfälischer Frieden“. Doch das ist nicht alles: Sieben Themen bestimmen die sieben Monate, in denen Osnabrück an den ersten Universalfriedenskongress der Menschheitsgeschichte erinnert. Diese „7 Monate, 7 Themen“ bringen eine sinnvolle Ordnung in das Jahr.

Mehr zum Fest: 375 Jahre Westfälischer Friede

Friedensorgel

Die Friedensorgel – damit verpflichtet sich die Gemeinde, die Musik in den Dienst des Friedens zu stellen. Die Friedensorgel wird dafür stehen, Menschen einzuladen, sie zusammenzubringen, Möglichkeiten zu eröffnen, sich künstlerisch auszudrücken und für alle Sinne daran zu erinnern, wie wertvoll Frieden ist. Fest verbunden ist die Friedensorgel mit der Friedenskulturarbeit der St. Katharinenkirche, die für ihre Arbeit auch 2019 als Kulturkirche ausgezeichnet wurde

Zur Internetseite der Friedensorgel